Kannst hier nur auf der Erde decken,
 Hier unterm Apfelbaum;
 Da pflegt es abends gut zu schmecken,
 Und ist am besten Raum.
 (Matthias Claudius, 1740-1815)

 

 Komm, sage mir, was du für Sorgen hast

In eines Holzes Duft lebt fernes Land.
 Gebirge schreiten durch die blaue Luft.
 Ein Windhauch streicht wie Mutter deine Hand.
 Und eine Speise schmeckt nach Kindersand.
 Die Erde hat ein freundliches Gesicht,
 So gross, dass man's von weitem nur erfasst.
 Komm, sage mir, was du für Sorgen hast.
 Reich willst du werden? – Warum bist du's nicht?

(Joachim Ringelnatz 1883-1934, deutscher Schriftsteller)

 

 Sommer

 

Ihr singt von schönen Frühlingstagen,
 Von Blütenduft und Sonnenschein,
 Ich will nichts nach dem Frühling fragen,
  Nein Sommer, Sommer muss es sein.

Wo alles drängt und sich bereite
 Auf einen goldenen Ernte Tag,
 Wo jede Frucht sich schwellt und weitet
 Und schenkt, was Süßes in ihr lag.

Auch ich bin eine herbe, harte,
 Bin eine Frucht, die langsam reift.
 O Glut des Sommers, komm! Ich warte,
 Dass mich dein heißer Atem streift.

(Gustav Falke 1853-1916, deutscher Schriftsteller)

 

Sommer

Mein Herz steht bis zum Hals in gelbem Erntelicht
 wie unter Sommerhimmeln schnittbereites Land.
 Bald läutet durch die Ebenen Sichelsang:
 mein Blut lauscht tief mit Glück gesättigt
 in den Mittagsbrand.
 Kornkammern meines Lebens, lang verödet,
 alle eure Tore sollen nun wie Schleusenflügel offen stehn,
 Über euern Grund wird wie Meer
 die goldne Flut der Garben gehn.

(Ernst Stadler 1883-1914, elsässischer Lyriker)